Ganze sechs Wochen hatte ich Zeit für eine Rundreise in Sri Lanka. Und ich möchte keine einzige Minute davon vermissen. Sri Lanka wurde mir als „Einsteiger-Indien“ empfohlen. Denn eigentlich wollte ich nach Indien, habe mich aber alleine nicht so ganz getraut. Und ja, es gab in den ganzen sechs Wochen keine einzige gefährliche Situation. Die Menschen haben mich immer mit sehr viel Respekt behandelt. Hier möchte ich gerne meine Erfahrungen in den sechs Wochen auf Sri Lanka mit Euch teilen.
Singalesen stehen für dich auf
Die Singalesen sind so gastfreundlich, dass sie für Ausländer im Bus aufstehen und auf den eigenen Platz setzen lassen. Ich dachte anfangs, dass sie für mich als Frau aufstehen, aber nein, auch für meinen Freund wurde Platz gemacht. Und das ganz selbstverständlich. Wow, was für eine Geste. V.a. weil die Fahrt ja teilweise auch mehrere Stunden geht. Ich hatte mir lange Zeit Gedanken gemacht, ob das noch ein Relikt aus der Kolonialzeit ist, wo man die Weißen als Herrscher gesehen hat. Aber mir wurde gesagt, dass das die Gastfreundschaft der Menschen ist, die sich freuen, dass wir sie besuchen. Ich hoffe, dass ich diese Gastfreundschaft ein wenig in mein westliches Denken integrieren kann.
Kinder fassen dich gerne an
V.a. Kinder fanden meine Hautfarbe und Andersartigkeit ganz faszinierend und wollten mich andauernd berühren. Ich war in einem Guesthouse mit zwei kleinen Kindern, die ständig auf meinem Schoß sitzen wollten und am liebsten meinen ganzen Körper betatscht hätten. Ich mag Nähe sehr gerne und hab da auch keine Berührungsängste (zumindest nicht bei Kindern, bei fremden Männern hätte ich das schon wieder anders gesehen ;)). Für jemanden, der lieber Abstand halten möchte, sollte die Grenzen gleich von Anfang an klar ziehen. Denn v.a. in den ländlicheren Gegenden gilt man noch immer als Rarität und manche Kinder haben noch niemanden mit einer anderen Hautfarbe gesehen.
Totenfeiern ehren im Buddhismus die Todestage einer verstorbenen Person
Gleich in meinem ersten Hostel in Sri Lanka (Olu Colombo Villas) wurden wir zu einer Totenfeier eingeladen, da der Vater der Besitzerin seinen Todesjahrestag hatte. Auch hier finde ich die Gastfreundschaft wieder faszinierend: Fremde zu einem doch sehr intimen, familiären Fest einzuladen, die noch nicht mal Buddhisten sind. Ich wurde sogar von dem buddhistischen Mönch des Präsidenten gesegnet und habe ein Armband bekommen. Was für eine Integration.
Pünktlichkeit ist unvorhersehbar
Mit dem Zug zu fahren kann mindestens genauso aufregend sein, wie mit dem Bus. Der Bus ist normalerweise günstiger und zum Besuch für kleinere Orte geeigneter, die von den Zügen nicht angefahren werden. Meist wird der Bus voll gemacht und dann fährt er los. Es gibt also keinen Zeitplan, sondern man geht einfach zur Haltestelle und dann wartet man. Mal fünf Minuten, mal eine halbe Stunde. Mit planen ist da nicht viel. Züge haben normalerweise einen Zeitplan (Train information www.traintours.lk / www.yamu.lk/trains ), doch auch hier kommt es immer wieder zu Verspätungen.
Auf unserer ersten Fahrt von Colombo nach Anuradhapura sind wir typisch deutsch pünktlichst am Bahnhof gewesen und kauften uns ein Ticket. Der Typ am Schalter meinte dann, dass der Zug aber mindestens eine Stunde Verspätung hat. Nachdem wir eh früh genug dran waren, sind wir draußen noch einmal spazieren gegangen, um uns die Zeit zu vertreiben. Doch als wir eine halbe Stunde später zurück kamen, war der Zug schon weg. Als wir den Typen am Schalter darauf ansprachen, hat er nur gemeint, ja der Zug war doch pünktlich und ist halt jetzt doch schon gefahren. Und dann dieses typische Kopfschlenkern. Hm… daraus kann man nur lernen und das nächste Mal besser am Bahnsteig zu verbleiben und geduldig zu warten.
Kühe sind in Sri Lanka wichtig
In der hinduistischen Religion sind Kühe wichtig, teilweise gelten sie als heilig. Das liegt daran, dass verschiedene Hindu-Gottheiten aus dem Körper einer Kuh geschlüpft sein sollen. Aber natürlich hat die Kuh auch einen praktischen Nutzen für die Bewohner, der ihnen Lebensmittel wie Milch und Joghurt beschert. Auch kann der getrocknete Kuhfladen angezündet werden und als Lichtquelle dienen. Und so kann es gerne mal passieren, dass es sich Kühe auch neben deinem Strandplätzchen gemütlich machen.
In Touristenstädten gibt es westliches Essen
Kandy ist DIE Touristenstadt und ich war froh, dass es hier auch Frühstückslokale mit continental breakfast gab. Jaja, local Erfahrung hin oder her – nach einer guten Woche Reis oder Kokosbrot zum Frühstück wollte ich mal wieder etwas anderes. So lange weg von zu Hause merke ich oft, wie wichtig das Essen eigentlich ist.
Colombo Belästigungen
Doch in meinen sechs Wochen Sri Lanka Rundreise gab es auch unangenehme Erfahrungen. Als ich später alleine unterwegs war, bin ich nochmal nach Colombo zurück, um mein Visum zu verlängern. Deshalb habe ich mir dafür ein Hostel im Regierungsviertel gesucht. Einmal, weil ich das als sicher angesehen habe, einmal weil ich keinen weiten Weg hatte. Abends wollte ich noch etwas in der Gegend spazieren und wurde von vier verschiedenen Männern angesprochen, ob ich nicht Sex mit ihnen haben will. Manche haben direkt gefragt, manche wollten mich zu sich nach Hause einladen und massieren. Das fand ich ein wenig nervig und das ist mir in keiner ländlichen Stadt passiert.
Ich glaube, das ist der Einfluss, den der Tourismus in den Hauptanziehungspunkten hinterlässt und das macht traurig. Es war aber keinerlei Gefahr, niemand ist handgreiflich geworden. Ein Mann ist neben mir hergegangen und hat mit mir gesprochen, ein Tuktuk Fahrer ist dann vorbeigefahren und hat mich vor dem anderen Mann gewarnt und meinte, ich solle doch lieber mit zu ihm. Vielleicht haben sich andere auch darauf eingelassen und deswegen versuchen sie es nun einfach bei allen. Für mich war das nichts und ich bin froh, dass sich dies nur auf die stark touristischen Regionen begrenzt hat.
Touristenstädte sind teurer
Ebenso sind die deutlich höheren Preise in den touristisch höher frequentierten Regionen eine Folge des Tourismus. Dies betraf auf meiner Route Colombo, Kandy, Ella und Arugam Bay. Ich denke, das kommt daher, dass die meisten Touristen einen anderen Bezug zum Geld haben. So ist es ihnen egal, ob das Essen nun zwei oder vier Euro kostet – beides ist für unsere Verhältnissse günstig. Selbst die Preise im Supermarkt waren um einiges teurer. Und hier wird es meiner Meinung nach dann schon wieder kritisch. Denn, die Menschen, die im Tourismus arbeiten, haben normalerweise mehr Geld, können also diese Preise zahlen. Doch es gibt auch Singalesen, die nicht im Tourismus arbeiten, die sich dann evtl. einzelne Produkte nicht mehr leisten können. Ich finde, jeder hat als Tourist die Aufgabe, sich anzupassen, um solche Gleichgewichte nicht durcheinander zu bringen. Denn so kann es leicht sein, dass man einzelne Bevölkerungsschichten in die Armut stürzt.
Tipp für sechs Wochen Sri Lanka: Telefon SIM Karte besorgen
Wenn du, wie ich, sechs Wochen in Sri Lanka unterwegs bist, kann ich dir auf jeden Fall empfehlen, dir eine SIM Karte zu besorgen. Das Netz ist fantastisch und selbst im tiefsten Dschungel kannst du noch mit LTE surfen. Zudem sind die Kosten sehr gering. Ich fand es teilweise auch beruhigend die Route im Tuktuk mit googlemaps zu verfolgen, damit ich nicht auf einmal irgendwo ganz anders lande. So etwas hatte ich vorab mal gehört, das ist mir allerdings nie passiert. Ob das jetzt an meiner Taktik lag oder das „Verfahren“ ein Ausnahmefall war, weiß ich nicht.